Der hygroskopische Dämmstoff
Da wir nicht in den Fünfzigerjahren leben, darf ein ansehnliches Fachwerk gerne hergezeigt werden. Eine – möglicherweise auch noch verkleidete – Außendämmung scheidet daher von vornherein aus.
Innendämmungen gibt es aus den verschiedensten Rohstoffen und in den verschiedensten Qualitäten und Bauweisen. Nicht nur bei Fachwerkhäusern, sondern auch beim Umgebindehaus oder beim modernen Holzständerbau muss die Innendämmung ein wichtiges Kriterium erfüllen, um mit der Bauweise zu harmonieren: Sie muss in der Lage sein, anfallende Feuchtigkeit aus der Raumluft, durch Schlagregen und durch eventuell vorhandene Undichtigkeiten zwischen Fachwerk und Ausfachung aufzunehmen und abzutransportieren, damit diese nicht zu Schäden führt. Die verwendeten Dämmstoffe müssen, wie der gesamte Wandaufbau, hygroskopisch sein (also durch ihre diffusionsoffenen Eigenschaften dazu befähigt, Feuchtigkeit aufzunehmen und diese kapillar weiterzuleiten). Alle organischen ökologischen Dämmstoffe erfüllen dieses Kriterium, Foamglasplatten und Schaumglasschotter jedoch sind mineralisch, sie nehmen kein Wasser auf und sind kapillar dicht.


Lehm im Haus
Lehm spielt im Fachwerkhaus eine wichtige Rolle, und so auch bei der Dämmung. Lehm besitzt einige Eigenschaften, die bautechnisch und baubiologisch extrem vorteilhaft sind.
Es ist bekannt, dass ein Lehmputz die Luftfeuchtigkeit der Raumluft durch Absorption, Speicherung und Wiederabgabe reguliert. Weniger bekannt ist, dass Lehmbaustoffe dies auch mit Holz können: Der Lehm ist dauerhaft dazu in der Lage, dem Holz Feuchtigkeit zu entziehen, und schützt es so nachhaltig vor Verfall. Der Balken sollte also – außer an der sichtbaren Fassadenseite – an jeder möglichen Stelle von Lehm fest ummantelt sein. Der Kontakt von Lehm und Holz ist für ein Fachwerkhaus also keinesfalls schädlich, sondern notwendig für seine lange Lebensdauer.
Soll ein Plattenmaterial als Innendämmung verarbeitet werden, so muss der Untergrund flächig vorbereitet sein. Diese Egalisierung sollte mit einem Lehm ausgeführt werden, beispielsweise mit einem leichten oder schweren Lehmputz.
Lehm wird von Alters her im Fachwerkbau verwendet, mit einem beigemischten Leichtzuschlag eignet er sich hervorragend als innen aufgeputzte Dämmschicht. Bei einer solchen Anwendung ist es ebenfalls empfehlenswert, eine Schicht homogen auf das Fachwerk aufzubringen. Damit wird sichergestellt, dass alle Fugen dicht sind, insbesondere gegen Zugluft, und auch hier das Holz zum Schutz vor Gammeln ausreichend von Lehm ummantelt ist.
Leicht-Lehm selbst gemischt
Leichtlehme werden als fertige Mischungen angeboten, doch Putz gerne selbst gemischt. Ermöglicht werden so beispielsweise die Reproduktion historischer Baustoffe. Allerdings ist beim Mischen eigenen Leichtlehms auf einen ausreichend hohen Lehmanteil zu achten, damit die Entfeuchtewirkung bestehen bleibt. Bei einem zu hohen Anteil an Leichtzuschlag vermag der Lehm das Holz nicht effektiv zu entfeuchten.
Vollholz als Träger
Wie
bei allen Dämmungen ist auch bei der Verwendung von Stopfmaterialien
(beispielsweise Hanf), loser Schüttung oder eingeblasener Zellulose ein
insgesamt diffusionsoffener Wandaufbau notwendig, um von den
klimaregulierenden Eigenschaften der ökologischen Baustoffe zu
profitieren. Daher haben OSB-Platten und Folien als Abschluss im
Fachwerk nichts zu suchen. Stattdessen ist Massivholz der Werkstoff, der
für die äußerste Schicht eines komplett diffusionsoffenen Wandaufbaus
genutzt werden kann. Auf das Holz kann man abschließend einen Putzträger
aus Schilfrohr und einen Lehmputz oder Lehmbauplatten anbringen.