Schäden erkennen
GIPS, ZEMENT UND CO.
Bestandsaufnahme beim Fachwerk
Wer ein Fachwerkhaus kauft, wird über kurz oder lang dazu kommen, am
Gebäude gewisse Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen.
Bei der Planung
eines Bauvorhabens sollte man sich einmal den gesamten Be- und
Zustand ansehen und sich ein ordentliches, gründliches Bild vom
Gesamtzustand des Hauses machen: Welche Materialien wurden verwendet?
Welcher Dämmzustand liegt vor? Welche sind die vordringlichsten
Arbeiten?
Für diese Bestandsaufnahme reicht es zunächst einmal aus, mit wachen Augen durch das Haus und außen herum zu gehen. Schwachpunkte, die typischerweise Schäden aufweisen, rücken dabei besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit. Indikatoren für Schäden am Fachwerkhaus sind Feuchtigkeit an Stellen, wo sie nicht hingehört (betrifft also eigentlich jede Stelle, die nichts mit einem Wasserzu- und Abfluss zu tun hat), Holzschäden wie lockere Teile des Fachwerks und unpassende Baumaterialien.


Innere Werte
Wer im
Fachwerkhaus auf der Innenseite außergewöhnlich glatte Wände
vorfindet, sollte das Material dieser Wand prüfen.
Aus der
Verwendung von Gips im Fachwerkhaus resultieren häufig
Feuchteschäden, da Gips Feuchtigkeit zwar ziemlich lange speichert,
sie jedoch nicht wieder abgibt. Mit einem gipshaltigen Putz verputzte
Fachwerkbalken sind dadurch überdurchschnittlich feucht und weisen
häufig Schäden auf. Aufgenagelte Gipsplatten wiederum verursachen
Hohlräume, in denen die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert.
Im unteren Bereich von Deckenbalkenauflagern oder Schwellbalken
entstehen auch daraus Feuchteschäden.
Zement, ob als
Putz oder zum Ausmauern verwendet, beispielsweise in Form von
Bimssteinen, ist ein zu harter und zu fester Baustoff, um in den
Gefachen am richtigen Ort zu sein: Es kommt einerseits zu Abrissen
von Gefach und Balken, wodurch wiederum mehr Wasser eindringen kann,
andererseits nimmt Zement keine Feuchtigkeit auf.
Folglich muss das
Holz alle Feuchtigkeit aufnehmen und weitertransportieren
(Feuchtigkeit von innen aus der Raumluft und von außen, die als
Schlagregen auf das Gebäude einwirkt).
Das kann das Holz alleine
nicht bewerkstelligen, weshalb die Kombination von Holz und Lehm
optimal ist, da diese zwei Baustoffe das Fachwerkhaus effektiv
schützen: Das Holz bleibt dauerhaft trocken, da der Lehm ihm die
Feuchtigkeit entzieht.
Dämmung und Balken
Mineralische Dämmstoffe wie Glas- oder Steinwolle oder synthetische Dämmplatten aus erdölhaltigem Schaum im Innenbereich des Fachwerkhauses verursachen häufig Schimmel- und Feuchteschäden im Bereich der Außenwände. Wer solche Dämmstoffe vorfindet, sollte den Zustand der Wände hinter der Dämmung dringend begutachten. Manchmal ist es einfach, das verwendete Baumaterial zu erkennen, wenn man beispielsweise einen Lichtschalter oder eine Steckdose ausbaut und in das Loch hineinsieht. Ansonsten ist es möglich, an verdeckten Stellen das Material in Augenschein zu nehmen.
Deckenbalken verformen sich im Laufe der Jahrzehnte (oder der Jahrhunderte) und biegen sich in einem gewissen Maße durch. Das ist normal und muss nicht unbedingt ein Schaden sein.
Ehemalige Holzverbindungen sind häufig sichtbar durch Bohrungen oder Zapfenlöcher. Findet man mehrere solcher Löcher in einem Balken bzw. in einer Wandebene, so deutet dies auf einen früher erfolgten Umbau hin. Diese Stellen sollten auf ihre Statik und Stabilität hin überprüft werden.
Aussenfassade
Im Außenbereich ist es sinnvoll, die Festigkeit des Hauses zu untersuchen und seine Stabilität somit festzustellen. Indikatoren für mögliche Schäden am Fachwerk sind verwendete Acrylfarben, Lacke oder andere abdichtende Farben.
Kritische Punkte, die ein besonderes Augenmerk
verdienen, sind die unteren Fensteranschlüsse, insbesondere von
Fenstern, die mithilfe von Bauschaum montiert wurden, die
Schwellbereiche und die Kreuzungspunkte zwischen Schwelle und Stiel
und der Verputz der Gefache.
Der Putz muss rissfrei sein, darf
Schlagregen nicht ermöglichen, in das Fachwerk einzudringen, und
muss vom Material her mit einem Fachwerkhaus harmonieren: Ein
zementhaltiger Putz ist zu hart, weil durch entstehende Risse
Feuchtigkeit zwar eindringen, aber nicht wieder hinausverdampfen und
die Wand so beschädigen kann.