Die Komturei in Werben
Ein Leuchtturm für zementfreies Bauen


Die Sanierung der historischen Komturei in Werben ist weit mehr als nur ein Bauprojekt. Sie ist ein ambitioniertes Vorhaben, das neue Maßstäbe im Bereich des nachhaltigen Bauens setzt. Unter der Leitung des jungen Architektenteams vom Kollektiv OFEA entsteht ein Gebäude, das die Tradition mit der Zukunft verbindet und dabei auf innovative, ökologische Lösungen setzt.

Ein zementfreies Bauprojekt mit Vorbildcharakter

Besonders hervorzuheben ist der konsequente Verzicht auf Zement. Dieser Schritt macht die Komturei zu einem Pionierprojekt in der Region. Die Wahl fiel auf natürliche Baustoffe wie Hanfsteine, Lehm und Kalk. Diese Materialien zeichnen sich nicht nur durch ihre ökologische Unbedenklichkeit aus, sondern bieten auch eine Reihe von bauphysikalischen Vorteilen. So sorgt beispielsweise der Lehmputz für ein angenehmes Raumklima, während Hanfsteine eine hervorragende Wärmedämmung gewährleisten.

Hanfsteine – ein nachhaltiger Baustoff im Detail

Die Verwendung von Hanfsteinen im Kellergeschoss ist ein besonderes Highlight des Projekts. Hanfsteine bestehen aus einem Gemisch aus Hanfschäben, Kalk und Wasser. Sie sind nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, sondern bieten auch hervorragende Eigenschaften für den Einsatz im Bauwesen. Ihre poröse Struktur ermöglicht eine hohe Feuchtigkeitsregulierung, was zu einem gesunden Raumklima beiträgt. Zudem sind Hanfsteine äußerst druckfest und bieten eine gute Schalldämmung. 

Weitere ökologische Baustoffe 

Neben den Hanfsteinen kommen zahlreiche weitere ökologische Baustoffe zum Einsatz:

  • Lehm: Lehmputz sorgt für ein angenehmes Raumklima und bindet Schadstoffe. Seine hohe Feuchtigkeitsregulierung trägt zu einem ausgeglichenen Innenraumklima bei.
  • Holzweichfaserplatten: Diese dienen als Dämmung und tragen zu einer effizienten Wärmedämmung bei. Holzweichfaserplatten sind ein nachwachsender Rohstoff und bieten zudem eine gute Schalldämmung.
  • Kalkputz: Kalkputz reguliert die Luftfeuchtigkeit und trägt zu einem gesunden Wohnklima bei. Er ist zudem alkalisch und wirkt somit antimikrobiell.
  • Kalkestrich: Der im Kellergeschoss verwendete Kalkestrich ist ein rein mineralischer Bodenbelag, der ohne Zement auskommt. Er ist besonders robust, langlebig und eignet sich hervorragend für feuchte Räume.

Herausforderungen und innovative Lösungen

Die Sanierung der Komturei war mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Die Denkmalschutzbehörden haben strenge Auflagen gestellt, um den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Gleichzeitig mussten moderne Anforderungen an Energieeffizienz und Barrierefreiheit erfüllt werden. Das Kollektiv OFEA hat kreative Lösungen gefunden, um diese scheinbar widersprüchlichen Anforderungen in Einklang zu bringen.

Ein Beispiel hierfür ist die sorgfältige Auswahl eines Dämmsystems, das optimal an die historischen Balkenkonstruktionen angepasst wurde und gleichzeitig eine hohe Energieeffizienz gewährleistet. Um die Bausubstanz vor Bauschäden zu schützen, war schnell klar, dass lediglich kapillar aktive und diffusionsoffene Systeme in Frage kommen. Nach reichlicher Überlegung, bei der auch die Baukosten eine Rolle spielten,entschieden wir uns letztendlich für die Baustoffe Hanf und Kalk im Souterrain, und eine Innendämmung aus Holzfaser mit Lehmputz und -Mörtel für die darüberliegenden Geschosse  da diese Aufbauten sowohl die Anforderungen der Denkmalpflege erfüllen als auch eine hervorragende ökologische Bilanz aufweisen. 'Wir haben lange nach einem Dämmsystem gesucht, das die historischen Balkenkonstruktionen schont und gleichzeitig eine hervorragende Energieeffizienz erreicht', erläutert Jakob. Mit diesem System können wir die historische Substanz schützen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Dämmung im Dach ist natürlich auch ökologisch. Hier wurde Zellulose verwendet. Lediglich im Bereich um die Schornsteine wurde Mineralwolle verwendet. Dies ist wegen des Brandschutzes notwendig.

Finanzierung und Förderung

Die Finanzierung eines solchen Großprojekts ist komplex. Neben Eigenmitteln wurden Fördergelder der Städtebauförderung in Anspruch genommen, die den Einsatz ökologischer Baustoffe und die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden unterstützen. Diese Fördermittel haben es ermöglicht, das Projekt umzusetzen.

Ausblick

Die Sanierung der Komturei ist ein wichtiger Schritt für die Gemeinde Werben. Das Gebäude wird nicht nur zu einem neuen Mittelpunkt des Dorflebens, sondern auch zu einem Anziehungspunkt für Touristen. Die Vermietung der Ferienwohnungen im Verwalterhaus soll dazu beitragen, die Region touristisch aufzuwerten.

Zukünftige Pläne

Besonders spannend wird die weitere Entwicklung des Langstalls. Hier ist ein "Haus-im-Haus-Prinzip" geplant, das eine besonders nachhaltige und energieeffiziente Nutzung ermöglicht. Langfristig ist geplant, weitere Gebäudeteile der Komturei zu sanieren und für unterschiedliche Nutzungen zu erschließen. So soll ein lebendiger Ort entstehen, der die Geschichte des Ortes bewahrt und gleichzeitig neue Impulse setzt.

Ein Vorbild für die Zukunft

Die Komturei in Werben ist ein Paradebeispiel dafür, wie historische Gebäude unter Verwendung moderner, ökologischer Bauweisen saniert werden können. Das Projekt zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Es ist ein Vorbild für alle, die sich für den Erhalt unseres kulturellen Erbes und den Schutz unserer Umwelt einsetzen.


"Für mich ist die Sanierung der Komturei mehr als nur ein Bauprojekt", betont Jakob. "Es ist ein Herzensprojekt, bei dem wir zeigen wollen, dass historisches Bauen und moderne Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können." "Der Verzicht auf Zement war für uns eine bewusste Entscheidung", erklärt Jakob weiter. "Wir wollten ein Gebäude schaffen, dass nicht nur ökologisch nachhaltig ist, sondern auch ein gesundes Raumklima bietet."


Möchtest du mehr über nachhaltiges Bauen erfahren oder dein eigenes Bauprojekt umsetzen? Dann melde dich gerne bei uns! Wir beraten dich gerne und unterstützen dich bei der Umsetzung deiner Bauvorhaben.

www.ofea.eu

komtureiwerben.eu

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