Uralte Baustoffe: Hanf und Kalk
Hanf-Kalk ist ein Baustoff aus zwei Rohstoffen, die den Menschen seit Jahrhunderten nicht nur im Bauwesen und bei der Herstellung von Textilien dienen. Diese Mischung von Kalk und Hanfschäben, die vollständig vom Kalk ummantelt und von ihm fest miteinander verklebt werden, ermöglicht verschiedene hochwertige und moderne Bauweisen.
Das Bindemittel in den Hanf-Kalk-Baustoffen ist üblicherweise ein NHL 5. Wenn die Trocknungsverhältnisse gut sind, kann auch alternativ der NHL 3,5 verwendet werden.
Hanf-Kalk hat in Frankreich eine lange Tradition. Die Anwendungsrichtlinien und Regeln der Technik sind dort häufig erprobt und geben klare Anforderungen an den Hanf und das Bindemittel mit. Das Bindemittel Batichanvre und der Isocanna von Saint-Astier erfüllt diese hohen Anforderungen.

Isohemp Hanfsteine
Die zweite Bauweise ist das Vermauern vorgefertigter Hanf-Steine. Diese Bauelemente, ähnlich dem Mauerstein, werden auf der Baustelle mit einem Dünnbettmörtel vermauert. Die Wahl des richtigen Mörtels ist wichtig, da bei Verwendung dieser Steine die Mauerfuge dünn und stabil sein sollte. Dünn sollte sie sein, damit sie keine Wärmebrücke darstellt, stabil sollte sie sein, da sie die Tragfähigkeit der gesamten Wand beeinflusst. Alternativ zum Isohemp Dünnbettmörtel kann alternativ auch der Lehmklebe- und Armierungsmörtel von Conluto verwendet werden.
Isohemp Hanf-Steine sind der optimale Baustoff für eine Innendämmung oder um eine vollständige Wand im Außenbereich zu errichten. Die Hanf-Kalk-Elemente können außen direkt mit einem Kalkputz überzogen werden. Als Abschluss erfolgt der Anstrich mit einer hochwertigen Silikatfarbe von der Firma Beeck, damit die Fassade dauerhaft und gut geschützt ist.
Im Innenbereich kannst du die Mauern dann wahlweise mit Kalk oder mit Lehm verputzen. So errichtest du sehr robuste und beständige Wände.
Eine dritte Art der Verarbeitung
von Hanf-Kalk ist das lose Anspritzen, ähnlich wie bei Putz, mit der Putzmaschine. Da Hanf-Kalk ein deutlich gröberes Material ist als ein gewöhnlicher Putz, muss die Maschinentechnik robust und für dieses Einsatzgebiet explizit vorgesehen sein. Das Bindemittel Batichanvre eignet sich dafür am besten.


Hanf-Kalk verarbeiten
Bei der ältesten und üblichsten Bauweise füllt man das Hanf-Kalk-Gemenge, ähnlich wie beim Betonbau, in eine Schalung ein und verdichtet die Masse. Schalt man sie nach dem Trocknen oder direkt wieder aus, ist eine komplett homogene Wand entstanden. Mit diesem Verfahren lassen sich freilich nicht nur glatte Wände, sondern Bauformen aller Art herstellen. Solche Wände aus Hanf-Kalk besitzen einen hohen Dämmwert und zusätzlich eine gute Stabilität.
Allerdings können sie nicht lastabtragend eingesetzt werden, da lastabtragende Wände aus Hanf-Kalk statisch nicht möglich sind. Da es üblich ist, die Schalung um ein Holzständerwerk herum zu bauen, erfolgt der Lastabtrag über das Holzständerwerk. Die Wand aus Hanf-Kalk dient als Dämmebene und gleichzeitig als Putzträgerebene. Vor dem Bau der Schalung ist es möglich, direkt die Installation von Rohren und Leitungen vorzufertigen, so dass diese später im Hanf-Kalk verschwinden. Alle notwendigen Installationsleitungen sind dann schon mit in der Dämmebene verbaut. In der Regel sind Hanf-Kalk-Wände etwa 25 cm dick, doch hängt die Wandstärke vom zu erreichenden Dämmwert ab.
Ökobilanz Hanf-Kalk
Hanf-Kalk hat durch die Kombination zweier idealer Rohstoffe bautechnisch viele Vorteile und wartet zudem mit einer sehr guten Ökobilanz auf:
Hanf ‚spart‘ massenhaft Kohlendioxid, da die Pflanze im Laufe ihres raschen Wachstums enorm viel CO2 aufnimmt. Der Hanfanbau erfolgt vollkommen frei von Schadstoffen (also sogenannten Pflanzenschutzmitteln).
Der Kalk bringt als Baustoff viel Stabilität und beeinflusst das Raumklima positiv: durch seinen diffusionsoffenen Charakter ist er in der Lage, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und sie wieder abzugeben. Ein weiterer Vorteil von Hanf-Kalk ist die hohe Alkalität des Baustoffes Kalk. Mikroorganismen, Moose, Schimmel oder andere Pilzkulturen siedeln ungern auf alkalischen Oberflächen.
Der leichte Zuschlag aus Hanf erbringt einen hohen Dämmwert, was zusätzlich zu der hohen Alkalität noch zum Schimmelschutz beiträgt.
Hanf-Kalk heute
Hanf-Kalk ist ein Baustoff, der gegenwärtig eine Renaissance erfährt. Seine einfache Verarbeitung und seinen hohen Wirkungsgrad beweist er nicht nur bei der Errichtung hochdämmender Wände, sondern er hat sich auch in künstlerischen und architektonischen Bereichen bewährt: befindet sich der Baustoff noch im formbaren und noch nicht abgebundenen Zustand, lassen sich Gebäude oder auch Skulpturen völlig frei einschalen und gießen. Im Tiny-House-Bereich gewinnen Wände und Dächer aus Hanf-Kalk nicht nur wegen des hohen Dämmwertes bei geringem Gewicht des Baustoffes immer mehr an Beliebtheit, sondern auch deswegen, weil sich Dämmebene, Putzträger und Wand aus einem homogenen Material und in einem einzigen Arbeitsschritt fertigen lassen.