Lehmputz reguliert aktiv das Raumklima

Durch die Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und wieder an sie abzugeben, regelt Lehm aktiv die Luftfeuchtigkeit.


Ein großer Vorteil des Baustoffes Lehm ist seine Diffusionsoffenheit. Das heißt, er ist in der Lage, die Feuchtigkeit der Raumluft zu regulieren.

Der Ton, wichtiger Bestandteil des Lehms, hat eine besondere kristalline Struktur. Tonmineralien wie beispielsweise das Montmorillonit sind mehrschichtig. Zwischen diesen Schichten herrschen starke kapillare Kräfte, durch die das Wasser sogar bis in tiefe Schichten einer massiven Lehmmauer gelangt. Die Kristallstruktur ist so fein und vielschichtig, dass ein Gramm des Tonminerals etwa 800 m² Oberfläche hat – und schon mit neun Gramm hat man die Fläche eines Fußballfeldes zusammen: viele Gelegenheiten zum Anlagern von Wassermolekülen.

Es ist eine der Binsenweisheiten des Lehmbaus: Je mehr Masse vorhanden ist, desto mehr Potenzial besteht zur Feuchtigkeitsaufnahme. Jeder erwachsene Mensch sondert täglich etwa einen Liter Wasser allein durch Atmung und Schweiß ab. Hinzukommen Dämpfe aus Küche und Bad. Ein Lehmputz kann zwar ein regelmäßiges Lüften nicht ersetzen, doch puffert er – bei ausreichend großer Wandoberfläche und -dicke – diesen Wasserdampf ab: Es dringt so lange Dampf in die Kapillaren ein, wie er im Raum überschüssig vorhanden ist. Bei starkem Dampfaufkommen geschieht dieser Prozess so lange, bis die ersten Wassermoleküle auf der Außenseite der Wand angekommen sind und dort vom Wind weggetrocknet werden: Ein kapillarer Sog entsteht. Ist der Dampf vollständig aus der Raumluft aufgenommen, kommt der Prozess zum Erliegen. Und der Vorgang kann wiederum auch „in Rückwärtsrichtung“ vonstattengehen, wenn die Raumluft sehr trocken ist. Dann wiederum gibt die Wand die Feuchtigkeit in den Raum ab.